Ein starkes, skalierendes Netzwerk mit hoher Kapazität – dafür stehen wir mit unserer gesamten Infrastruktur, insbesondere an unseren Standorten im Backbone Europe. Um diesem Qualitätsanspruch gerecht zu werden, evaluieren wir laufend den Status Quo unserer Standorte sowie der Infrastruktur und integrieren modernste Technik und Hardware. Nach monatelanger Vorbereitung sind wir im neuen Jahr 2021 bereit, die Netzwerk-Infrastruktur in einem unserer wichtigsten Standorte, ANX04 (DATASIX, Wien), auf ein neues Level zu heben. Damit profitieren unsere Kunden von erhöhter Kapazität, noch mehr Sicherheit und moderner Technologie.
Projekt: Neue Datacenter-Switching-Plattform
Unser Core-Standort, ANX04, in Wien ist ein wichtiger Bestandteil unseres Backbone Europe. Wir betreiben hier eine klassische, flache Layer 2-Infrastruktur. Im Hinblick auf die steigenden Anforderungen, neu am Markt verfügbaren Technologien und die ehrgeizigen Wachstumsziele der Anexia, wurde die Evaluierung einer neuen, zukunftsweisenden Datacenter-Switching-Plattform unerlässlich. Die weitere Automatisierung, zum Beispiel im Bereich Bare-Metal-Compute und Private Cloud, sowie die Harmonisierung von Netzwerk-Infrastruktur über unsere Marken hinweg sind weitere Meilensteine, die in Zukunft folgen werden.
Anexia hat für dieses und ähnliche Projekte ein eigenes Team geschaffen, welches sich ausschließlich mit der Evaluation, Qualifikation und Einführung neuer Technologien im Netzwerk-Bereich auseinandersetzt. Die Auslastung unserer Infrastruktur wird dabei fortlaufend überwacht und unserer Kapazitätsplanung gegenübergestellt.
Auswahlkriterien für die neue Plattform
Die Auswahl der richtigen Komponenten für unsere Rechenzentrumsstandorte ist von besonderer Bedeutung. Offensichtliche Parameter wie Bandbreite, Portverfügbarkeit und Lifecycle spielen eine wichtige Rolle. Besonderes Augenmerk liegt aber auf den oft unterschätzten, weniger sichtbaren Technologie- und Chip/Silicon-basierten Skalierungsgrenzen. Auch diese laufend zu evaluieren und verbessern hilft uns, frühzeitig auf Wachstum reagieren zu können.
Durchgängige Verfügbarkeit von Programmierschnittstellen, Verzicht auf Hersteller-proprietäre Technologien, effektive Layer 2-Sicherheit (Loop-Protection) und einfacher Betrieb sind weitere Anforderungen bei der Wahl einer neuen Plattform.
Diese und weitere Punkte wurden von uns in ein Pflichtenheft überführt und mit verschiedenen Herstellern, sowohl im Hinblick auf Technologie- als auch Hardwareauswahl ausgiebig diskutiert und evaluiert. Zwei Hersteller kamen dadurch in die engere Auswahl. EVPN/VXLAN wurde als Technologie festgelegt.
Vorteile der neuen Plattform & Technologie
Die Festlegung auf eine neue Hardware-Plattform und die Nutzung von EVPN/VXLAN bietet nicht nur uns, sondern auch unseren Kunden zahlreiche Vorteile:
- Erhöhung aller relevanten Skalierungsgrenzen und Upgrade auf 25/100/400G
- Layer 2-Security (Loop-Protection) durch Einsatz von EVPN/VXLAN
- Erweiterung der zur Verfügung stehenden Menge an Layer 2-Domänen (VNIs)
- Vollständige Active/Active-Nutzung der gesamten Linkbandbreiten
- Automatisches Loadbalancing mittels “Equal Cost Multipath” (ECMP)
- Verzicht auf Hersteller-proprietäre “black box” Technologie und damit einhergehende Risiken
- Einfache Wartbarkeit dank bewährter, BGP-basierender Trafficsteuerung
- Umfangreiche Insights in die Plattform dank “Streaming Telemetry”
Testphase
Entscheidend für jede Hardware- und Technologieauswahl ist neben der theoretischen Erfüllung der dokumentierten Anforderungen vor allem ein möglichst realitätsnaher Praxistest. Damit können wir vielen Problemen vorbeugen. Beide Hersteller haben uns die gewählte Hardware für einen Vor-Ort-Test in Wien zur Verfügung gestellt. Für die Testphase haben wir einen umfangreichen Testplan entwickelt.
Getestet wurden unter anderem erwartetes Verhalten im Normalbetrieb, bei Software-Updates im laufenden Betrieb und während des Ausfalls einzelner Komponenten der neuen Plattform. Unterstützend sind Testgeräte zur Simulation von großen Mengen an MAC-Adressen und Datenverkehr in einer Größenordnung von mehrfach 100 Gbit/s zum Einsatz gekommen.
Nach mehr als zwei Wochen intensiven Tests konnte der Auswahlprozess abgeschlossen und die Bestellung für die neue Plattform ausgelöst werden. Unsere Mitarbeiter konnten bereits vor Weihnachten letzten Jahres den Einbau der neuen Hardware in unserem Rechenzentrum erfolgreich abschließen und damit die Migration der Kundensysteme vorbereiten.
Wartungsplan und Migration
Die Einführung und in diesem Fall auch Ablöse von Infrastruktur ist ein hochkomplexer Prozess. Mehrere tausend Kunden sowie hunderte Gbit/s Datenverkehr werden von der Netzwerk-Infrastruktur in unserem Rechenzentrum in Wien bedient und transportiert. Hinzu kommt, dass dies über tausende von VLANs, physischen Ports und Kabel passiert, die im Rahmen einer solchen Ablöse bedacht und umgezogen werden müssen.
Unser Netzwerk-Team hat hierfür einen umfangreichen und sorgfältig vorbereiteten Wartungsplan erstellt, um eine reibungslose und effiziente Umstellung auf die neue Infrastruktur zu ermöglichen. Jegliche Arbeiten im Rahmen dieses Projektes erfolgen ausschließlich im Vier-Augen-Prinzip durch unser erfahrenes Engineering-Team und in enger Abstimmung mit weiteren involvierten Kolleginnen und Kollegen. Unsere Kunden werden selbstverständlich über alle Wartungen im Voraus informiert.
Die erste Wartung dient der Verbindung von alter und neuer Plattform. Im direkten Anschluss werden bereits erste interne Systeme auf die neue Infrastruktur umgezogen. Sobald dieser Umzug vollzogen ist, findet die Migration der Kundensysteme statt. Dies kann dank hochverfügbarer Compute- und Storageinfrastruktur in fast allen Fällen ohne Mithilfe der Kunden geschehen. Lediglich für eine kleine Anzahl an von Kunden selbstverwalteten Bare-Metal-Systemen ist eine Mitwirkung erforderlich.
Mit Abschluss dieser Migrationen befinden sich alle Layer 2-abhängigen Kundensysteme bereits auf der neuen Plattform und profitieren von deren Vorteilen. Im nächsten Schritt erfolgt die Umstellung der Layer 3-Uplinks auf neue Routing-Infrastruktur mit direkter Verbindung zur neuen Plattform. Anschließend erfolgt die Außerbetriebnahme der alten Infrastruktur.
Ausblick
Nach Abschluss des Projektes werden Anexia Kunden am Standort ANX04 von einer völlig neuen, technologisch fortschrittlichen Netzwerk-Infrastruktur profitieren, mit der wir den Grundstein für weitere Automatisierung und die damit verbundenen Self-Services der Anexia Engine legen. Die nächsten Wochen werden unsere Teams intensiv an der Durchführung der beschriebenen Migration arbeiten und diese dank sorgfältiger Vorbereitung erfolgreich abschließen. Eine mögliche Beeinträchtigung von Kundensystemen wird dabei durch unsere detaillierte Planung ausgeschlossen bzw. auf ein Mindestmaß reduziert.
Nähere Details erhalten Kunden in den Wartungsankündigungen, die in den kommenden Tagen verschickt werden. Wir bedanken uns an dieser Stelle im Voraus bei allen Kundinnen und Kunden für ihre Geduld und ihr Verständnis für die Wartungsmaßnahmen.