Wer sich je in der Innenstadt von Klagenfurt umgesehen hat, dem dürften die gelben Sticker mit dem schwarzen X aufgefallen sein, die überall in der Stadt verteilt sind. Woher kommen sie? Wofür sind sie gut? Wir sind diesen Fragen auf den Grund gegangen und haben mit Bruno Hautzenberger gesprochen, welcher nicht nur für diese Sticker mitverantwortlich ist, sondern auch für zahlreiche andere Projekte und Tüfteleien.
Als Head of Platform Solutions arbeitet er gemeinsam mit seinem Team am Herz der Anexia – der Engine. Was Bruno dazu antreibt und was er sonst so bei Anexia macht, erfahrt ihr in diesem JOR-Interview.
Als kleines Kind habe ich mir eingebildet, dass ich Architekt werden will. Die persönliche Erfahrung hat allerdings gezeigt, dass man als Linkshänder mit furchtbarer Handschrift auch mit Tusche nicht besser zeichnen kann. Aufgrund meiner motorischen Fähigkeiten hat sich das also nicht ergeben. (lacht)
Mit 14 Jahren war mir dann klar, dass ich woanders landen werde. Wo, wusste ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht, aber glücklicherweise hat es mich dann in die Softwareentwicklung verschlagen.
Ja, ich war Gründer und einer der beiden Geschäftsführer bei Xamoom, was wir 2014 gemeinsam mit dem Georg Holzer gegründet haben. Mit dem Startup haben wir dann auch u. A. den Bank Austria Kunstpreis gewonnen, was mich bis heute verwundert.
Weil ich ja offensichtlich kein Künstler bin. Ich kann weder singen noch tanzen, malen, musizieren oder dergleichen. Ich bin vieles, nur kein Künstler.
Da muss ich etwas ausholen. Als es damals die ersten NFC-fähigen Handys gab, haben wir NFC-Tags auf Amazon bestellt, nur um dann festzustellen, dass es keine Anwendungsfälle für NFC-fähige Handys gibt. Also haben wir sie in Sticker reingeklebt und eine Software gebastelt.
Damit es irgendwer mitbekommt, haben wir zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur, wo u. A. auch der Bachmann-Preis verliehen wird, 70 dieser Sticker überall in der Stadt Klagenfurt aufgeklebt, an Bushaltestellen und so, eigentlich war das ein Scherz.
Das sind gelbe Sticker mit einem Gesicht von der Frau Bachmann drauf, auf Pingeb.org findet man auch eine Karte, auf der alle Sticker verzeichnet sind. Hier und da haben wir sie auch per Post verschickt, sodass sie teilweise in Berlin kleben.
Ich hab dann ein Stück sehr hässliche Software geschrieben, über welche wir gemeinfreie Bücher verteilt haben. Man hat also z.B. am Strandbad sein Handy hingehalten und konnte sich ein Buch runterladen. Diese Infrastruktur konnte ich auch von außen befüllen – das heißt, wir haben in diesem superhässlichen Stück Software jederzeit ändern können, was man mit welchem Sticker aufrufen kann, ohne zum Sticker gehen zu müssen. Irgendwann haben wir damit angefangen, Kärntner Künstler:innen zu bewerben, wofür wir dann den Bank Austria Kunstpreis gewonnen haben – und zwar für Kunstvermittlung. Daher kommt jedenfalls der Kunstpreis, auch wenn ich dafür offensichtlich nichts künstlerisches getan hab.
Wenn ich ein Erfolgsgeheimnis hätte, wäre die einzige Gemeinsamkeit: Es passiert immer dann, wenn du nicht darauf hinarbeitest. Keiner der Preise war forciert, das ist einfach passiert.
Es passiert immer dann, wenn du nicht darauf hinarbeitest.
Viele. (lacht) Sonst wärs ja auch langweilig. Ich war bereits in einer Rolle wie dieser, aber in dem Scope eines 6-Mann Unternehmens und nicht in dem einer Anexia. Das war eine Herausforderung. Was mir in der Situation aber zugutegekommen ist, waren die in unserer Abteilung sehr gut verankerten Prozesse.
In unserem Team arbeiten wir an der Engine, das ist die zentrale Management-Plattform der Anexia, da läuft alles zusammen. Diese Plattform für uns ist in ihrem Betrieb und ihrer Wartung jeden Tag die größte Herausforderung. Aber natürlich habe ich auch eine Vision, wohin sich die Plattform einmal entwickeln soll. Alles zusammenzuhalten und auch sinnvoll in die Zukunft weiterzuentwickeln ist mein Ziel.
Ich freue mich sehr, dass ich die Chance bekommen hab das zu machen, bin mir aber auch der Verantwortung bewusst. Ich weiß, dass an die gesamte Plattform und damit auch an mich als Rolle eine gewisse Erwartungshaltung besteht, die nicht die kleinste ist. Das ist etwas, mit dem man zurechtkommen muss. Ich wäre arrogant, wenn nicht sogar dumm, wenn ich sagen würde, das läuft schon von selbst. (lacht)
Alles zusammenzuhalten und auch sinnvoll in die Zukunft weiterzuentwickeln ist mein Ziel.
Ich weiß, ich bin leicht zu stalken. Privat programmiere ich ganz gern, aber nur lustige Sachen, die mich entertainen. Solange mich der Prozess entertained, ist mir das Ergebnis egal. Zum Beispiel den Einkaufslistendrucker. Das ist eines der sinnbefreiten Projekte, welches niemand braucht, aber wenn man, so wie ich, bei Adafruit ein bisschen zu viel einkauft, dann hat man irgendwann so einen Drucker rumliegen. Dann braucht man nur noch einen Arduino dazu tun, baut ein kleines Webinterface und dann kann man halt… Einkaufszettel drucken.
So habe ich auch kleinere Spiele von Grund auf angefangen, ganz ohne Framework.
Ich habe mit Python irgendwas zusammengestupselt und den Kram dann inkl. Animationen auf meinem iPad gemalt, also auf dem umständlichsten Weg, den es gibt.
Und da ich offensichtlich nicht hübsch genug bin für Social Media, mache ich hübsches Essen. (lacht) Kochen ist etwas, dass ich schon immer gern gemacht habe. Ich wäre sogar fast Koch geworden, aber das hätte ich physisch nicht überlebt. Mit meiner Frau habe ich jetzt eine einfache Arbeitsteilung, ich versaue die Küche, dafür muss sie die sauber machen.
Und bei all diesen Sachen habe ich irgendwie den Geltungsdrang, das auf meinen Social-Media-Kanälen zu verewigen.
Das läuft eigentlich immer gleich ab: Einer der Bastler-Shops, denen ich auf Instagram folge, bringt etwas lustiges neues raus. Dann klicke ich mir meine Bestellung schnell zusammen, ohne eine Idee zu haben was ich damit machen kann. Irgendwann, wenn ich wieder zusammenräume, frage ich mich, was ich damit basteln kann und dann entstehen solche Projekte.
Nochmals zitierend: Ich bin ja nicht hübsch genug für Instagram, meine ganzen Social-Media-Kanäle haben also alle keine Traction, was mir ja persönlich egal ist. Wobei – auf meinem Fotografie-Kanal ist es mir nicht ganz egal, weil in den stecke ich viel Arbeit, wenn auch nur zum Spaß.
Mein Fotografie-Hobby ist aber das, was ich in meiner Freizeit grad am liebsten mache.
Ich schreibe nicht des Schreibens wegen, denn ich bin sehr lösungsorientiert. Daher geht es in meinen Tutorials auch immer um Problemlösung.
…auf dem ich schon wieder 7 Artikel zu schreiben angefangen habe, ohne einen zu veröffentlichen, denn ich komme einfach nicht dazu.
Doch auch wenn grad nichts kommt, so habe ich vieles in der Pipeline. Meist sind es technische Tutorials, wo ich aus meinen Hobbyprojekten einzelne Teile entnehme und darüber schreibe. Mir ist egal ob das jemand liest, es ist eher so wie Tagebuch schreiben. Jedes Mal, wenn ich an irgendeinem Problem tagelang gegrübelt habe, um für ein Teilproblem eine Lösung zu finden, dann schreibe ich das auf. Vielleicht findet mich jemand, der dasselbe Problem hat oder ich finde mich im Idealfall selbst in 2 Jahren wieder. Ich schreibe nicht des Schreibens wegen, denn ich bin sehr lösungsorientiert. Daher geht es in meinen Tutorials auch immer um Problemlösung.
Wenn auch ihr gern an Problemen und deren Lösungen tüftelt und dafür gern ein starkes Team an eurer Seite haben wollt, dann schaut gern einmal in unseren offenen Stellenanzeigen vorbei!