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ANEXIA
NOV
19
2020

Juliette Müllner: UX- und UI-Design Lead

Geschrieben am  19. November 2020 von Marie Solle

Organisationstalent dank strukturiertem Chaos

Projektarbeit will gelernt sein. Gerade bei der Arbeit an vielen verschiedenen Projekten gleichzeitig, ist es schwer den Überblick zu behalten. Juliette Müllner, UX-&UI-Design Lead bei Anexia, hat diesen Skill gemeistert. Im #joinourrevolution-Interview erzählt sie uns von ihren neuen Herausforderungen als Team Lead, dem Unterschied zwischen UX- und UI-Design und lüftet das Geheimnis hinter ihrem Organisationstalent.

July an Wand


Wer bist du und was machst du bei Anexia?

Ich bin die „July“ und UX-/UI-Designerin bei Anexia. Bis Anfang Oktober war mein Titel noch UX-Designerin und Informationsarchitektin. Ich kümmere mich um das Requirement-Engineering, die UX-Konzeption und das UI-Design für alle Arten von Applikationen, die für unsere Kunden oder auch für interne Projekte gestaltet werden.

Informationsarchitektin? Kann man sich das ähnlich vorstellen, wie bei einem richtigen Architekten?

Bei dieser Art von Architektur geht es um das Erfassen neuer Informationen oder auch um die Neustrukturierung bereits vorhandener Informationen. Man sorgt also dafür, dass eine Anwendung eine Struktur hat und plant den sinnvollen, hierarchischen Aufbau unterschiedlicher Content-Bereiche einer Anwendung – also die Organisation der Inhalte. Diese spiegelt sich dann im Frontend der jeweiligen Anwendung wider.

Wenn man sein Wissen nicht stetig erweitert, wird man irgendwann nicht mehr sinnvoll arbeiten können.

Was hast du gemacht, bevor du zu Anexia gekommen bist?

Nach der Matura an der Graphischen [Anm. d. Red.: Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt] im Bereich Druck- & Medientechnik hatte ich vom Schulalltag noch nicht genug und wollte mich in Richtung Produkt- und Dienstleistungsmarketing weiterbilden, weshalb ich an der Werbeakademie Wien den Zweig Marktkommunikation absolviert habe. Mein erster Job war in einer Agentur für Personalmanagement. Hier war ich einige Jahre in der Medienberatung (zzgl. Grafikdesign) tätig und habe berufsbegleitend „Informationsdesign“ studiert. Noch vor Ende meines Studiums habe ich einen Abteilungswechsel vollzogen und mich im Bereich Employer Branding weiterentwickelt. Dort konnte ich die im Studium erlernten Fähigkeiten hinsichtlich User-Experience-Management und User-Testing anwenden, indem bestehende Online-Bewerbungsprozesse analysiert und Vorschläge zur Optimierung abgeleitet werden konnten. Genau am Tag meines 10-jährigen Firmenjubiläums habe ich mich in neue Gefilde aufgemacht und bin zur Anexianerin geworden. Ich habe echt einen konfusen Werdegang. (lacht)

Was sind die Voraussetzungen, um kreativ im UI-Design arbeiten zu können?

Es muss definitiv eine grafische Vorbildung da sein, da es im Grafikdesign Basics gibt, die man wissen und mitbringen muss, wie z. B. Gestaltgesetze oder ein Basisverständnis für den Umgang mit Design-Tools. Andere Themen, wie Plattformkonventionen, auf die man während der Gestaltung Rücksicht nehmen sollte, kann man sich anlernen.
Das gleiche gilt für Themen wie User-Flows oder die absoluten No-Gos bei der Verwendung von Controls – also den Elementen und Schaltflächen auf einem Screen. Das sind einfach Dinge, die man mit der Zeit dazulernt. So, wie sich der Mensch und die Gesellschaft ändert, so ändert sich auch die Nutzung von Anwendungen. Damit ist alles in einem ständigen Wandel und man sollte sich auch weiterbilden, um am Ball zu bleiben, egal ob über Fortbildungen, Podcasts, Konferenzen oder sonstigem. Wenn man sein Wissen nicht stetig erweitert, wird man irgendwann nicht mehr sinnvoll arbeiten können.

 

July stehend

 

Was genau versteht man eigentlich unter Plattformkonventionen?

Plattformkonventionen sind Empfehlungen zur Gestaltung und beschäftigen sich sowohl mit dem plattformüblichen Verhalten, als auch der visuellen Repräsentation von Elementen am Screen. Diese umfangreichen Guidelines und deren Einhaltung ermöglichen es, dass sich unterschiedliche Anwendungen für den Benutzer vertraut anfühlen und somit auch gern genutzt werden. Man kann sich auch bis zu einem gewissen Grad von diesen Empfehlungen entfernen, sofern der Konventionsbruch sinnvoll begründet werden kann und die User Experience keinen Schaden davonträgt.

Was gefällt dir besonders bei deiner Arbeit bei Anexia?

Die Kollegen! Für mich ist das Zwischenmenschliche immer ein sehr wichtiger Faktor, genau wie Zusammenhalt. Niemand hat Freude an der Arbeit, wenn man sich bereits beim Läuten des Weckers denkt: „Um Gottes Willen, schon wieder muss ich diese Leute sehen.“ (lacht) Aber zum Glück sind meine Kollegen alle sehr herzlich. Was mir generell bei Anexia gefällt, sind die vielen Freiheiten, die ich in meinem Bereich habe. Ich kann neue Methoden ausprobieren und meinen Arbeitsalltag so gestalten, wie ich denke, dass es sinnvoll ist. Natürlich gibt es Deadlines, die ich auch im Blick habe, aber ich kann mir die Stunden, die ich zur Verfügung habe selbst einteilen.

Was mir generell bei Anexia gefällt, sind die vielen Freiheiten, die ich in meinem Bereich habe.

Du bist seit Oktober Teamlead, hat sich da etwas an deinen Aufgaben oder deinem Alltag verändert?

Die Aufgaben haben sich etwas verändert. Aktuell sind wir drei Leute, neben mir gibt es noch Sabine (Seyrkammer) und Christine (Stapelmann). Sabine beschäftigt sich mit der Anforderungserhebung (Requirement-Engineering) und der Konzeption. Christine kümmert sich hingebungsvoll um die visuelle Umsetzung, also von der Gestaltung von Prototypen bis hin zum User Interface Design. Ich bin der Hybrid in unserem Team und decke beide Bereiche ab. Ich brauche die Abwechslung.
Die spannende Aufgabe liegt darin, die Stärken beider zu vereinen und die anstehenden Aufgaben sinnvoll zu verteilen. Das bedeutet nicht, dass ich alle Aufgaben von mir wegschiebe und die beiden müssen das Schiff retten! Es ist einfach praktisch, zwei Personen zu haben, deren Know-how und Expertise in einem Projekt kanalisiert werden kann und folglich zu sehen, welche Ergebnisse die beiden erschaffen. Zudem ist es mir wichtig, ehrliches Feedback zu geben und auch zu bekommen. Jede Einzelne von uns verfügt über Eigenschaften und Kenntnisse, die wiederum einer anderen von Nutzen sein können – und diese Quellen gilt es anzuzapfen. Eine positive Stimmung ist mir enorm wichtig und jeder trägt seinen Teil dazu bei, wobei die Ladys generell Frohnaturen sind und meine Stimmung immer wieder aufs Neue heben. Ich bin schon gespannt, wie das alles weitergeht und freue mich auf die kommenden Monate.

 

July sitzend

 

Bei dir vereinigen sich die Bereiche UX- & UI-Design. Wo ist da der Unterschied?

Da gibt es definitiv einen Unterschied! Jeden Tag stolpere ich darüber, dass jeder etwas anderes darunter versteht. Ich versuche es mal mit einem simplen Beispiel: Stell dir eine Person vor, die du kennenlernst. Du findest sie sehr attraktiv, sie hat eine wunderschöne „Hülle“, aber während des Kennenlernens merkst du schnell, dass es charakterlich gar nicht passt und die Wertvorstellungen weit auseinander gehen. Wie hoch stehen die Chancen, dass dein Interesse an der Person weiterhin steigt oder war es doch nur die schöne Hülle, die dich am Anfang angesprochen hat? Jeder Mensch springt erst einmal auf Oberflächlichkeiten an, jedoch ist das „Innen“ viel wichtiger, damit das Gesamtpaket nach außen stimmig ist.
Die schöne Hülle ist in dem Fall das UI-Design. Der Charakter, also alles was sich dahinter verbirgt und der Gesamteindruck einer Anwendung sind das UX-Design. Bei uns schließt der Begriff „UX-Design“ alle Methoden, Werkzeuge und Prozesse zur Analyse, Gestaltung und Optimierung der User Experience mit ein. Wenn du eine Anwendung startest und eine hübsche Oberfläche siehst, aber die Schaltflächen und Funktionen, mit denen du interagieren möchtest, nicht so funktionieren wie du es erwartest, dann ist das ärgerlich und das Interesse an dieser Anwendung schwindet. Eine Anwendung soll nicht nur ein hübsches Ding sein, sondern ein hübsches Ding, das auch den Erwartungen entsprechend funktioniert oder diese übertrifft. (lacht)

Was macht für dich die Arbeit an der UX-Konzeption und am UI-Design von Anwendungen so spannend?

Wir gestalten Anwendungen für unterschiedliche Devices und Plattformen. Das Spannende daran ist, dass unsere Kunden aus unterschiedlichen Branchen kommen. Ich gestalte in meinem Arbeitsalltag also nicht nur Anwendungen, sondern bekomme die Chance, mein Wissen zu erweitern und fremde Branchen bzw. Themenfelder zu erkunden. Natürlich kann auch ich mein Wissen und meine Erfahrungen nur aus jenen Branchen ziehen, die ich selbst kennengelernt habe oder in denen ich selbst tätig war. Durch meine Arbeit habe ich die Möglichkeit, ein Grundverständnis für mir bis dato unbekannte Branchen zu entwickeln, sodass ich auch für diese sinnvolle und arbeitserleichternde Anwendungen generieren kann. Natürlich sind nicht alle Themen gleich spannend für mich, aber da muss man sich einfach „verbeißen“ und lernen, die Materie zu verstehen. So uninteressant eine Branche auf den ersten Blick auch erscheinen mag, man findet stets hochinteressante Aspekte daran und plötzlich geht alles viel leichter von der Hand.

 

July_4

 

Du arbeitest an vielen Projekten und Konzepten gleichzeitig und hast erwähnt, dass du ein Organisationstalent bist. Wie schafft man es, den Überblick zu behalten?

Da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Auf meinem Schreibtisch herrscht von außen betrachtet wohl das reinste Chaos, weil ich durch herumliegende Zettel meinen Tag organisiere. Ich weiß, es passt nicht zusammen, wenn man Ordnung schaffen und strukturieren muss und selbst so ein scheinbares Chaos auf dem Schreibtisch hat. Organisationstools, in denen man seine Notizen festhält, habe ich ausprobiert, aber das ist einfach nicht meins. Ich schreibe vieles auf und skizziere gerne. Mein Post-it-Stapel hat zum Beispiel verschiedene Farben und es gibt natürlich auch die unterschiedlichsten Formen und Formate an Post-its. Ob dringende ToDo oder sonstige Infos, alles bekommt seine Farbe und ist nach Wichtigkeit sortiert. Daher bin ich auch ein absoluter ‚Büroartikel-Fetischist‘. Marker, Kulis und Post-its machen mich einfach zum glücklichsten Menschen.
Wenn ich an mehreren Projekten gleichzeitig arbeite, kann gerade der Switch zwischen Projekten recht schwierig sein. Dafür mache ich mir dann einfach Markierungen im Dokument selbst oder schreibe ein Post-it, damit ich weiß, wo ich weiterarbeiten muss. Also: Mein Schreibtisch ist chaotisch, aber ich bin es nicht! Ich bin ein chaotischer, struktur- und organisationsliebender Freak. (lacht)

Ich gestalte in meinem Arbeitsalltag also nicht nur Anwendungen, sondern bekomme die Chance, mein Wissen zu erweitern und fremde Branchen zu erkunden.

Was hilft dir nach getaner Arbeit, um den Kopf freizubekommen?

Computer abdrehen und Kaffee machen. Ich bin ein absoluter Kaffeejunkie und sobald ich den PC abdrehe, ist mein erster Weg der zur Kaffeemaschine. Das läutet für mich dann das Ende des Arbeitstages ein. Ich gehe gern in die Natur, das brauche ich zum Abschalten und Aufladen der eigenen Akkus. Auch Wandern, egal ob im Urlaub in den Bergen oder zu Hause in den Wäldern, finde ich einfach großartig, weil man doch irgendwie fern der Zivilisation ist und Abstand gewinnt. Ich mache demnach nichts Außergewöhnliches und muss keinen Kampfsport ausüben, um Aggressionen loszuwerden oder dergleichen. Ich treffe mich auch gern mit meinen Freunden und besuche die Familie. Manchmal verschmelze ich auch einfach mit meiner Couch und erfreue mich am Nichtstun (lacht).

Eine Frage zum Abschluss: Angenommen ich möchte auch UX-/UI-Designerin werden. Was brauche ich dafür?

Es ist eine gewisse Liebe zu Struktur und Organisation erforderlich, damit das funktioniert. Man muss die Neugierde am Erkunden mitbringen und „Empathie“ sollte kein Fremdwort sein. Natürlich gibt es wie beim grafischen Teil auch Ausbildungen für User Experience Design/ Management, aber wichtiger ist die Liebe zum Aufräumen von Chaos. Eine Ausbildung, egal ob Zertifizierung oder Studium, gibt dir ein Gefühl für die Grundlagen und hilft dahingehend, dass dein Wissen nach Außen belegbar wird. Auch wenn man vieles davon selbst erlernen kann, vor potenziellen neuen Arbeitgebern sind deine Skills ohne Referenzen schwer nachvollziehbar. Es gibt außerdem viele Dinge, die man sich anlernt und die sich ändern, wie z.B. die Plattformkonventionen oder Studien zu Userverhalten. Daher ist es auch wichtig, Gefallen daran zu finden am Ball zu bleiben und sich fortzubilden.


Ob du dich auch mit einem kreativen Chaos organisierst, oder digitale Organisationstools bevorzugst, ist egal. Bei uns kannst du deinen Weg selbst wählen. Bewirb dich jetzt auf eine unserer offenen Stellen. Wir freuen uns auf dich!