Kennt ihr diese kleinen Kapuzineräffchen, die sich an den Bauch ihrer Mutter heften? Das hätte ich sein können an meinem ersten Arbeitstag, als ich Mamas sichere Seite verlassen musste: Ich stand aufgeregt und voller Erwartungen vor der Eingangstüre, alle Gesichter waren mir fremd und ich wusste, dass ich ab jetzt auf mich alleine gestellt bin. Heute, ein Jahr später, kann ich sagen, dass es ein lehrreiches und ereignisreiches erstes Ausbildungsjahr war und dass die Aufregung am Anfang gar nicht notwendig gewesen wäre.
„Auch untrainierte Leute können mitmachen und außerdem ist es total witzig!“ hieß es, als ich mich für den Businessrun anmeldete. Aber merke: wenn dich jemand überreden will, werden immer überzeugende Argumente ausgepackt. Als ich hörte, dass knapp fünf Kilometer zu laufen sind, war ich schnell nicht mehr hellauf begeistert. Ich bin mehr Couchpotato als sportbegeisterte Athletin. Trotzdem entstand in meinem Team ein Wettbewerb, wer am schnellsten ins Ziel kommen wird und allmählich bekam auch ich mehr Anreiz dafür zu trainieren. Zum Glück war aber am Tag des Businessruns die anfängliche Motivation bei allen wieder verschwunden und unser Motto lautete: „Hauptsache wir kommen in das Ziel!“ Wir haben es geschafft, auch wenn ich ab und zu schwächelte und mich beinahe Radfahrer ein Stück mitgenommen hätten. Im Endeffekt hat es Spaß gemacht und ich habe tatsächlich wieder angefangen Sport zu machen.
Bei Schularbeiten habe ich häufig keine einfallsreichen Texte geschrieben, weil ich versucht habe, mit allen möglichen Füllwörtern den 500 Wörter Text auf einen 800 Wörter Text zu verlängern. Von „Es war ein schöner Tag“ zu „Es war zweifellos ein richtig schöner Tag.“ Wem von euch ist es in der Schule auch so gegangen? In meinem ersten Lehrjahr habe ich gelernt, wie ich meine Texte verbessern kann. Das Sprichwort „Qualität vor Quantität“ gilt nicht nur für Produkte, sondern auch für Texte. Ein kurzer, unterhaltender Beitrag bleibt beim Leser viel eher hängen als ein langweiliger, endloser Aufsatz. Um gut schreiben zu können, muss man sich, bevor man beginnt, ein paar Fragen stellen: Welche Textsorte soll es werden? Welche Zielgruppe bzw. welches Ziel will ich damit erreichen? Was will ich aussagen? Das habe ich inzwischen gelernt und auch meine größte Schwäche die Kommasetzung, habe ich, im, Laufe, der letzten, 12 Monate, verbessern können, und ich, bin, mir, sicher dass du nun in meinem Blogpost genau auf Kommasetzung achten wirst. Fehler finden wirst du, aber keine.
Im Juni durfte ich das erste Mal mit zu einer Messe fahren: auf das Fifteen Seconds Festival in Graz. Meine Aufgabe war es, Termine mit den Besuchern für unseren DDoS Defence Room zu koordinieren. Deshalb stand ich, ausgestattet mit einem Tablet, vor unserem Stand. Scheinbar habe ich ausgesehen wie eine Info-Person, denn immer wieder wurde ich von Besuchern gefragt, wo sie zum Beispiel Taschentücher herbekommen oder wo die Toilette ist. Das war ganz witzig. Das Kapuzineräffchen wäre da wohl schnell wieder zurück geschreckt und hätte den Schutz in Mamas Armen gesucht. Nicht so ich. Und weißt du was: Es hat mir riesen Freude bereitet, mit all den fremden Leuten ins Gespräch zu kommen. Man lernt so viel dazu, über Leute, ihre Interessen und auch, dass Kakteen nicht so arg stechen wie man meint: Denn ja, weil ich ausgesehen habe, wie eine Info-Person fragte mich doch glatt ein Besucher: „Kannst du kurz auf meinen Kaktus aufpassen, während ich hier spiele?“ Messenbesuche, ich kann dir sagen …
Es gibt Verpackungsrichtlinien, die ein Paket einhalten muss. Eine davon: es soll einen Fall aus 80cm Höhe überstehen. Damit das auch gebrechliche Porzellanteller überstehen, gibt es eine Lösung: mithilfe einer mathematischen Formel (v = g*t) die Fallgeschwindigkeit berechnen (Oder hier kannst du es einfach ausrechnen lassen). Dann … nein, dass war natürlich ein Scherz, denn Mathematik zählt nicht zu meinen Stärken. Ich benutze lieber viel Luftpolsterfolie! Damit kannst du gebrechliche Gegenstände voneinander trennen. Wichtig ist auch, das Paket so zu packen, dass nichts mehr herumfliegen kann. Zum Schluss wird es mit einem blauen Anexia Paketband verschlossen und et voilá: schon sollte dein Paket einen Fall aus 80 Zentimetern Höhe überstehen. Kleiner Hinweis an alle, die dazu neigen zu viel Paketband zu benutzen: Auch wenn das Paketband cool aussieht, ist es nicht nötig den ganzen Karton damit zu bekleben. Der Umwelt zuliebe!
In meinem ersten Lehrjahr habe ich viele Dinge gelernt, nicht nur wie man gute Texte schreibt und Pakete verpackt. Ich durfte auch in den Bereich der Datenanalyse schnuppern und seit kurzem bin ich für alle Social Media Kanäle verantwortlich. Ich habe mich viel mit Kommunikation beschäftigt, aber vor allem habe ich gelernt, selbstständiger, ja selbstbewusster zu sein, meine Arbeit zeitlich einzuteilen, Dinge zu organisieren. Wenn ich andere Auszubildende frage, wieso sie sich für ihren Lehrberuf entschieden haben, erzählen sie meistens, dass sie nichts anderes gefunden haben. Das finde ich schade. Ich kann mir keine bessere Lehrstelle vorstellen. Ich habe die besten Arbeitskollegen, die mir zum Geburtstag ein Ständchen singen, mir weiterhelfen, wenn ich Hilfe brauche und beim Businessrun auf mich warten, weil ich eben nicht die Schnellste bin. Ich habe in diesem Lehrjahr auf dem Weg zur Arbeit die witzigsten Autofahrten und Zugfahrten erlebt. Ich habe viel dazugelernt, gelacht und viele neue Leute kennengelernt, nicht nur Arbeitskollegen, sondern eben auch Zugfreunde und Berufsschulkollegen. Nun bin ich schon gespannt auf mein zweites Lehrjahr. Bis dann! Stay tuned!