Vom Biker zum Unternehmer, dann zur Anexia und nebenbei noch eine eigene Foto-Ausstellung: Technical Lead Voice Services Petar ist eine vielfältige Persönlichkeit. Um die Frage genauer zu klären: „Was macht und wer ist Petar Beck?“ haben wir unseren Voice-Over-IP (kurz VOIP) Spezialist in Graz getroffen. Wie man zu mehr Lebensqualität kommt, was Voice Services sind und warum Kreativität in der Technik wichtig ist, erzählt er euch in diesem Interview.
Petar, braucht man als Unternehmer überhaupt noch eine Telefonanlage?
Ja, fast jeder Selbständige beginnt damit, die eigene Handynummer an Kunden zu vergeben. Plötzlich hat er das Problem, dass er permanent Anrufe bekommt. Spätestens wenn er zu zweit ist, braucht er eine Telefonanlage, denn dann müssen sie sich abwechseln: Einer fährt zum Kunden, der andere kümmert sich um die Anrufe. Die Telefonanlage strukturiert diese und verarbeitet sie. Jede Firma braucht auch eine eigene Hotline. Bei Mediashopping zum Beispiel ist das sehr komplex: Da hast du ca. 50 Callcenter Agenten, dann rufen 100 Leute an. Die Anrufer müssen sauber verteilt werden und dem Agenten muss auch noch eine Minute Nachbearbeitungszeit gegeben werden – das sind die Aufgaben einer Telefonanlage. Das Telefon selbst ist nur ein Apparat, der läutet, wenn die Telefonanlage ihm das sagt.
Du bist unser Voice-Over-IP Spezialist. Was ist das genau?
Mit Voice-Over-IP meint man die Fähigkeit, über das Internet telefonieren zu können.
„Offene Kommunikation ist der Wunsch jeder Technologie und im Telefonie-Bereich stehen wir kurz davor.“
Wo siehst du die Zukunft des Telefonie-Geschäfts?
Ich sehe die Zukunft definitiv im VOIP Bereich. Der Slogan lautet: Freie Kommunikation für alle. Um das möglich zu machen, müsste man die alte Kupferleitung abschaffen und eine internationale Standardisierung einführen – das wäre VOIP in diesem Fall. Dann könnte unser Provider in Österreich direkt den Provider in Deutschland anrufen, sprich alle Anbieter sind miteinander vernetzt und wir haben die höchste Qualität von A nach B. Offene Kommunikation ist der Wunsch jeder Technologie und im Telefonie-Bereich stehen wir kurz davor.
Welche Vorteile hat da VOIP?
Ein großer Vorteil ist, dass viel weniger Infrastruktur gebraucht wird und dass professionelle Telefonie auch für kleinere Betriebe erschwinglich ist. Auch Homeoffice ist ohne VOIP nicht möglich. Ich bin zum Beispiel zu Hause per VPN in meinem Firmennetz eingewählt. Ohne VOIP kann ich das mit meinem Telefonapparat nicht machen.
Kannst du kurz erklären was Voice Services sind?
Mit dem Begriff Voice Services meint man, das „Telefonieren können“ an einen Kunden oder Partner zu verkaufen. Das beinhaltet notwendige Bausteine in dem Bereich wie Telefonanlage, SIP-Trunks, Endgeräte, das komplette Telefonie-Ökosystem. Bei uns sind Voice Services mit zwei Verantwortungsträgern besetzt. Einmal gibt es den kaufmännischen Chef und ich bin eben der technische Chef. Ich kümmere mich darum, dass alles technisch funktioniert und sitze an der Schwelle der Technologie. Das beinhaltet auch, dass die Infrastrukturen in unseren Rechenzentren, die notwendig sind um unsere Produkte aufrecht zu erhalten, funktionieren.
Du arbeitest abteilungsübergreifend. Zu welcher Abteilung gehörst du oder hast du ein Team hinter dir stehen?
Das ist etwas komplizierter. Ich bin zurzeit in der Abteilung Platform Solutions, um eben Telefonie in die Anexia Engine (Cloud Management Plattform) zu integrieren. Ich bin aber auch in der R&D Abteilung. In beiden Fällen bin ich der Technische Lead, wenn es um Voice Services geht. Ich sag den Kolleginnen und Kollegen was und wie sie etwas bauen sollen und stimme mich natürlich mit den Abteilungsleitern ab. Auf der anderen Seite bin ich dann noch in der Endkunden-Entwicklung bei der Telematica, einem Tochterunternehmen der Anexia.
„Ich habe mich mit Anexia zusammengeschlossen, um etwas in der Branche zu bewirken.“
Du warst vor deiner Zeit bei der Anexia selbstständig. Was hat dich in das Angestelltenverhältnis gebracht?
Ich habe mich dazu entschlossen, mich mit Anexia zusammenzuschließen, um etwas in der Branche zu bewirken. Anexia bietet mir viel mehr Ressourcen als ich vorher hatte. Sie nimmt mir viele Aufgaben ab: ich bin nicht mehr direkt im Kontakt mit dem Kunden, muss nicht mehr schauen, dass ich genug Aufträge habe und Geld verdiene, um das Unternehmen zu erhalten. Ich kann mich nun auf die Entwicklung konzentrieren und schauen, dass etwas vorangeht. Das war mein Grund, warum ich zur Anexia gekommen bin. Ich habe die Firma nicht einfach verkauft und bin nach Neuseeland Schafe hüten gegangen.
Wie bist du zu dem gekommen, was du heute machst? Kannst du uns etwas über deinen Werdegang erzählen?
Ich habe Softwareentwicklung studiert, wurde aber vor Studienabschluss von einer Firma abgeworben. Als ich dann das erste Mal richtig Geld verdient hab, kaufte ich mir gleich ein Motorbike. Mit dem bin ich dann von Donnerstag bis Dienstag herumgeglüht und die restliche Woche habe ich gearbeitet. Ich kann mich noch erinnern, dass ich die Zahl 42 auf einen Zettel geschrieben habe. Das war die Zeit, die ich in der Firma noch bis zur Pension gebraucht hätte. Mein Mindset in der Firma war anders als das der Anderen. Die Firma war einfach zu starr für mich, es gab keine Flexibilität. Deshalb machte ich mich selbständig. Das hat meine Lebensqualität leider drastisch reduziert, da konnte ich nicht mehr mit dem Motorrad durch die Gegend fahren. Ich habe sieben Jahre lang ohne einen Tag Urlaub durchgearbeitet. Du verstehst jetzt vielleicht, warum ich mich mit Anexia zusammenschließen wollte. Ich wollte wieder mehr Freizeit. Aber nun bin ich wahnsinnig zufrieden.
Was bedeutet Arbeiten für dich?
Hm … Mein Leben lang versuchte ich, etwas aufzubauen. Ich fragte mich nie, ob ich etwas gern mache oder nicht. Ich hab es gemacht, weil ich gut darin war. Arbeiten bedeutet für mich deshalb: Lebensqualität. Die bekam ich bei der Anexia, durch ein stabiles Einkommen und flexible Arbeitszeiten. Ich bin ein Workaholic, da brauche ich eine gewisse Reglementierung. Meine Einstellung zur Arbeit hat sich dadurch im Laufe der letzten Jahre drastisch geändert. Ich habe inzwischen erkannt, dass größere Pläne länger für den Aufbau benötigen und eingesehen, dass Lebensqualität immanent sein muss, sonst schiebt man sie hinaus, bis es nicht mehr geht. Mein Produkt ist aber noch immer mein Baby und ich will heute noch, dass es erfolgreich und auf internationalem Niveau funktionstüchtig ist – Anexia hilft mir dabei.
Wann hast du dein Interesse für VOIP entwickelt. Woher hast du die Erfahrungen?
Ich habe mich ja selbständig gemacht. Da habe ich zuerst ein Tool für Netzwerkmonitoring, kombiniert mit einem Qualitätsmanagement-Ansatz, gebaut. Ein Unternehmen hat mir viel Geld für diese Software inkl. Entwicklungsauftrag geboten. Ich in meiner Naivität habe es abgelehnt und mir gedacht, dass ich noch viel mehr damit verdienen kann. Ein Jahr später hab ich dieses Produkt kein einziges Mal verkauft und war pleite. Dann haben ich und mein Geschäftspartner versucht, mit Homepages und Webentwicklung Geld zu verdienen. Dabei stellten wir fest, dass wir eine Telefonanlage brauchen, aber wir hatten kein Geld. Ich hab mich dann reingelesen und selber eine gebaut – natürlich nur mit den allernotwendigsten Funktionen. Ein Kunde wollte auch so eine haben und mit der Zeit hat sich das entwickelt. Es gab immer mehr Nachfrage, deshalb musste ein innovatives Konzept her, welches uns ermöglichte, ohne zusätzlichen Personalaufbau alle Kundeninstallationen zu verwalten. Indes haben wir ein Produkt gebaut, das keinen Wartungsaufwand in der Betriebspflege hatte. Das war zu diesem Zeitpunkt sehr innovativ.
Du hast aber auch ein Hobby, die Fotografie. Wie kam es dazu?
Als ich zur Anexia gekommen bin, hab ich mir einen Fotoapparat gekauft. Ich hatte ja wieder Freizeit. Ich hab dann Fotos im Automatikmodus gemacht und das hat überhaupt nicht funktioniert. Also wollte ich mich damit beschäftigen, wie das besser funktioniert. Jeden Abend schaute ich mir stundenlang YouTube-Tutorials dazu an. Meine Fotos waren dadurch zwar technisch perfekt umgesetzt, aber der Charakter hat gefehlt, weshalb ich auf eine Fotoakademie gegangen bin. Ich habe es dann mit kommerzieller Fotografie versucht. Das Problem mit Kundenaufträgen allerdings ist, dass man seine persönliche Entwicklung blockiert und keine Zeit mehr hat, am eigenen Portfolio zu arbeiten. Das wollte ich nicht, also gab ich das auf.
Also machst du gar keine Fotografie mehr?
Ich fand raus, dass es viel schöner ist, Fotografie zu betreiben, ohne dass man eine finanzielle Rendite braucht. Natürlich sollte man es nicht gratis machen, aber ich mache Fotos nur noch nebenher zum Spaß und nehm nur Aufträge an, von denen ich selbst was lernen will. Ich bin aber noch Videograf und konzentriere mich noch auf meine Foto-Ausstellung. Es ist vermutlich die Wunschvorstellung eines jeden Fotografen, etwas nicht nur zu machen, um Geld damit zu verdienen.
Wie passt Fotografie und Technik zusammen?
Der Hintergrund ist folgender: Wenn man sich mit kundenorientierter Software beschäftigt, hat man irgendwann einmal das Gefühl, dass man nicht mehr kreativ ist, da fühlt man sich immer mehr wie ein Dienstleister und nicht wie ein Entwickler. Wenn man das über Jahre hinweg macht, dann vergisst man, dass man auch kreativ sein kann und unterdrückt dieses Gefühl einfach. Mein Grundgedanke war es, meine Kreativität wieder zu erwecken und zu erforschen – das konnte ich in der Fotografie ausleben.
Brauchst du die Kreativität jetzt auch in deiner Arbeit bei Anexia?
Ja, ich finde es gibt nichts Schlimmeres als Wiederholungen. Ich würde bei Fließbandarbeit sofort eingehen. Für mich ist jede Bewegung, die du zweimal machst, unkreativ und gehört automatisiert. Deshalb gefällt mir das Konzept der Anexia Engine auch so gut, denn da geht es hauptsächlich um Automatisierung. Ich finde Kreativität ist sehr wichtig und ich glaube, dass es das Gegenteil von Wiederholung ist.
Wir sind bei der letzten Frage angekommen. Was würdest du jemandem empfehlen, der dasselbe machen möchte wie du?
Ich hab alle Fehler gemacht, die man machen kann. Deshalb kann ich niemanden empfehlen, genau das Gleiche zu machen wie ich. Aber ich habe die meisten Fehler wiedergutgemacht und definitiv aus allen sehr viel gelernt. Ich möchte den Leuten mitgeben: Ich bin jetzt 32 und ich hab sehr langsam, aber doch die Vernunft entdeckt. Wer sich selbstständig macht findet sich schnell in einem Haifischbecken wieder. Nicht die Technik überfordert dann, sondern die Aufrechterhaltung des Unternehmens, das man zwangsweise, mangels Kapazität jeglicher Art, nur nebenher betreibt. Deshalb sollte man sich durchaus überlegen, ob man mit einer partnerschaftlichen Anstellung, wie in meinem Fall mit der Anexia, nicht einfach viel mehr in seinem Bereich erreichen kann: mit mehr Ressourcen, mehr Freizeit und dem Verständnis des Arbeitgebers.
Hast auch du ein Projekt, das du gerne umsetzen möchtest, aber dir fehlen die Ressourcen dazu? Wir suchen immer wieder nach kreativen, motivierten Köpfen. Folge dem Weg von Petar und bewirb dich auf eine unserer offenen Stellenausschreibungen.