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ANEXIA
OCT
13
2015

Christina did it!

Written on October 12, 2015 by Nadine Pingert

Christina did it! She completed the World Championship in 14:39:54 hours. She came in 29th of 31 in her age group, 529th of 662 among women, and 1941st of 2367 in all. We congratulate her on her great achievement!

Here you can read a live report form Christina that she wrote about her experiences right after the Ironman:

Kronlechner-ANEXIA-Ziel_Blogbild

 

“IRONMAN World Championship 2015 auf Hawaii, Kailua-Kona

Was hier jetzt folgt ist ein Bericht über mein Ergehen und meine Gedanken während dem IRONMAN auf Hawaii, der IRONMAN Weltmeisterschaft. Manchmal möge es etwas schlimm klingen, und viele von euch werden sich die Frage stellen: Warum hört sie dann eigentlich nicht auf? Diese Frage kann ich euch ganz einfach beantworten: wenn man von dem Moment träumt, über die Finishline zu laufen, bei 1000en Leuten vor Ort und Freunden und Verwandten zu Hause vorm Fernseher (!), dann nimmt man einiges in Kauf – vor allem wenn man „ich“ ist. Wie Martin, mein Freund, schon oft bemerkt hat, bin ich ein extrem sturer Bock, dass ich da finishe, das lass ich mir nicht nehmen – sonst muss ich nochmal nach Hawaii kommen, und das habe ich in den nächsten Jahren nicht vor, vor allem nicht zum IRONMAN. 😉

 

3:30 Uhr Tagwache

Nachdem sehr wenig Informationsfluss zu mir durchgedrungen ist, was Ablauf & Co des Ironman betrifft, wollte ich früh genug dort sein. Sie haben nur an uns Athleten appelliert dass wir ja früh genug zum Body Marking kommen sollen, so machten wir uns nach einem üppigen Frühstück um 4:35 Uhr auf zum Pier. Mir ging es zu dem Zeitpunkt gut, ich wusste dass ich mental und körperlich (so gut es ging) perfekt auf den Wettkampf vorbereitet bin. Es fühlte sich nicht an wie ein Wettkampf, mein Ziel für dieses Rennen war, dass ich das Rennen genieße (so gut es geht) und dass ich gesund und glücklich ins Ziel komme. Diese Worte kreisten immer in meinem Kopf.

Was auch permanent in meinem Kopf kreiste, waren die vielen Leute die sich bei mir meldetet und alles Gute wünschten und mir versprachen, dass sie mit gedrückten Daumen schlafen gehen würden. An alle die das gemacht haben, oder die vorm Livestream gesessen sind: ich kann euch gar nicht genug sagen wie sehr mir das geholfen hat. Jeder einzelne von euch hat dazu beigetragen dass ich die Finishline gestern erreicht habe.

Ich fand in der Früh zum Glück schnell den Weg zum Body Marking, dort klatschten sie mir meine Startnummer auf meinen linken und meinen rechten Oberarm und dann gings schon wieder zu meinem Supportteam (nicht zu meinem Bruder Christoph – der ist nochmal heimgefahren frühstücken 😀 ). Dann wollte ich die Wechselzone aufsuchen. Dank der „guten“ Organisation und den „tollen“ Informationsfluss habe ich genau gewusst wo ich hingehen muss (Achtung Sarkasmus!!). Ich bin eine gefühlte Ewigkeit herumgeirrt, auf der Suche nach dem Eingang zur Wechselzone, dass ich meine Säcke noch fertig befüllen konnte, mein Rad aufpumpen und Essen auf meinem Rad befestige. Ich war echt schon richtig grantig – das war zu viel für mich. Ein Ironman und eine schlechte Organisation. Und endlich hatte ich den Eingang gefunden, dann konnte ich keine Rucksack mithineinnehmen, keiner weiß warum, aber nachdem ich alles in den Pre-Swimbag umgeräumt habe, habe ich in der Wechselzone alles erledigt, und machte mich wieder auf den Weg hinaus.

Dort wartete nun schon mein ganzes Team. Ein paar Fotos, ein paar Lockerungsübungen und Umarmungen und dann machte ich mich schon auf den Weg zum Schwimmen.

 

Das Schwimmen

Man merkte sofort dass es hier sich nicht um einen normalen Ironman handelte, sondern um die Weltmeisterschaft, an der Anzahl der Kamerateams rund um und in der Wechselzone. Ich bewegte mich ins Wasser und war dann wieder beruhigt. Bevor ich in die Wechselzone ging hatte ich eine Stunde in der ich sehr, sehr, sehr nervös war. Ich schwamm vor zum Start und dachte mir nur, oh das sind aber viele Frauen hier – um die 600 an der Zahl (die genaue Zahl weiß ich leider nicht – aber kann man im Internet bestimmt finden.

Das Feld löste sich einen Kilometer lang nicht auf, und bei jeder Boje ging die Schlägerei von neuem los. Ich schwamm prinzipiell sehr locker los, da ich nichts überstürzen wollte und außerdem ging es mir bei dieser Weltmeisterschaft rein ums ins Ziel kommen. Weiter draußen begannen schon ziemliche Wellen, dass mir schon ganz flau im Magen wurde, ich hoffte nur dass es sich nicht verschlimmerte. Hat es nicht, ich bin gut aus dem Schwimmen hinausgekommen mit 1:28,26 Stunden (3,8 Kilometer) – was für mich eine eher schlechte Schwimmzeit ist, aber ich hab mir ja auch Zeit gelassen, und die Strömung ist nicht vernachlässigbar – ab aufs Rad.

 

Das Radfahren

Ich war sehr motiviert, da ich mich auf die Strecke freute, weil ich mir die ja schon am Montag angeschaut hatte und da wars echt schön zum fahren. Bis zur Auffahrt nach Hawi (etwas weniger als die Hälfte, ca bei KM 80) ging es echt gut, der Wind war nicht so schlimm und zum Fahren war es echt spitze. Dann ist es losgegangen: Bergauf und Gegenwind. Das Einzige was mich aufmunterte war, dass ich dann Rückenwind habe wenn ich wieder hinunterfahre – da sollte ich mich täuschen, dazu gleich. Die Auffahrt schien nicht enden zu wollen, und neben dem starken Wind kam auch noch ziemlicher Regen dazu. Nach ungefähr 3:45 Stunden war ich dann endlich am Turning Point angekommen, wo ich meine 2. Ladung Apfelbrot in mein Rad einpackte, obwohl ich nicht viel gegessen habe, weil ich leider schon wieder Probleme mit dem Magen hatte.

Dann ging es endlich bergab. Und da war auch der lang ersehnte Rückenwind – aber nicht lange. Der Wind drehte und die Tortur ging von neuem los. Da dachte ich mir nur dass es eigentlich schon unfair ist, dass die Profis, die das eigentlich eh alles gut können, eine Stunde vorher Starten, und den Wind voll ausnutzen können. Aber naja, ist halt so, da musste ich jetzt durch. Das war das erste Tief. Bei einer Langdistanz hat man immer Tiefs – sie kommen und sie gehen. Aber das schien nicht gehen zu wollen. Ich schlich dahin, der Tacho zeigte nie mehr als 20km/h an, da der Wind nun ziemlich unerträglich von der Seite kam – nächster Tiefpunkt vom Tief. Ich kam einfach nicht voran. Die KM-Marker zählten zwar hinauf, aber so dermaßen langsam, dass meine Stimmung ziemlich am Boden war.

Aber es ging noch tiefer, die Stimmung erreichte Meeresboden-Tiefe als der Wind wieder drehte und nun von vorne kam. Ich hatte 40 Kilometer Gegenwind, und da ging der Tacho nicht einmal über 15km/h hinaus. Dann schickte mir irgendwer eine Hilfe: eine junge Dame aus meiner Altersklasse fuhr über 20 Kilometer in meiner Sichtweite und munterte mich immer wieder auf. Sie opferte sogar Magentabletten für mich, da es mir mittlerweile so schlecht ging, dass ich fast brechen musste, sobald ich versuchte was zu essen. Ich musste eine Banane wieder ausspucken, da ich mich sonst übergeben musste. Ich versuche noch immer sie ausfindig zu machen, damit ich ihr danken kann, sie hat mir mein Rennen gerettet.

Als ich dann die Leute schon auf den Highway laufen sah (ca. 10 km vor der Wechselzone), kam die Motivation plötzlich zurück. Ich smilte nur mehr und freute mich richtig auf den Marathon. Die letzten 10 km hatte dann auch der Wind aufgehört, und ich konnte wieder meinen 30 km/h Schnitt fahren. Ich freute mich wirklich total auf die Wechselzone, vor allem weil ich dann endlich wieder mein Supportteam sah – und wie ich alle sah, und alle feuerten mich an. Außerdem waren Christoph, Alfi und Chris die ganze Bike-Strecke entlang vertreten und haben mich bei jeder möglichen Kreuzung angefeuert. Aber dann ging es voller Motivation auf den Marathon.

 

Das Laufen

Ich war einfach nur glücklich, motiviert, gut drauf und grinste die ersten 20 Kilometer soviel ich konnte, da es einfach einfacher ist, wenn man lacht. Den ganzen Alii Drive entlang (die ersten 15 Kilometer) waren permanent Leute an der Strecke und alle haben alle angefeuert. Da gabs niemanden der nicht mit Herzblut dabei war bei diesem Ironman. Zwei lustige Erinnerungen vom Alii Drive: ein Plakat mit der Aufschrift: „At least you are not at work“, zu Deutsch: „Zumindest seit ihr nicht in der Arbeit“ – Das hat mich sooo belustigt, und mich den ganzen Marathon begleitet. Und die Zweite: ein kleiner Junge (ca 2-3 Jahre alt, ich kann das nicht so gut einschätzen) war mit seiner Mami (vermutlich) am Alii Drive unterwegs, und ich hörte nur von hinten: „Give it to her! Give it to her!“ – ich drehte mich um, und dann ist tatsächlich dieser kleine Junge mir nachgelaufen mit einer pinken Hawaii Blume in der Hand, die er mir geben wollte. Ich drehte mich sofort um, stoppte ganz kurz und nahm sie voller Freude an mich, und steckte sie in meine Kappe und lief weiter bis zum Lava Java Cafe wo wieder mein Team wartete, hinauf die Palani Road, wo Alfi, Chris und Christoph auf mich warteten. Ich hatte echt viel Spaß – und dann ging es auf den Queen K, in die Dunkelheit.

Also nachdem es jede Meile eine Labestation gab, lief ich einfach von Labestation zu Labestation, nach der 2. War ich dann schon ganz routiniert: Wasser trinken, Schwämme ins Tritop, Orange essen, Gel oder Salztablette essen, Wasser trinken und einen Eisbecher mitnehmen. Da es schon finster war, brauchte ich das Eis nicht mehr für meinen Kopf, dafür aß ich einen Eiswürfel nach den anderen bis zur nächsten Labestation. Und das 25 Meilen lange. Dank den Magentabletten vom Radfahren, hab ich keine Probleme mit Gels und Co gehabt. Ich hatte die ganze Zeit über keine wirklichen Schmerzen, nur halt die üblichen Muskelkater ähnlichen Schmerzen. Ich versuchte jeden Kilometer dieser Weltmeisterschaft zu genießen, und freute mich, dass ich das bald Heim kommen kann. Das Energy Lab war um die Zeit dann echt nicht mehr schlimm, ganz normal, schwarze Luft und angenehm warm.

Ich lief den Queen K zurück nach Kona, und lief und lief und lief und jeden Schritt mehr setzte ich wieder eine Grinser auf. Ich kann endlich meinen Lebenstraum verwirklichen. Ich kann endlich in die Finishline in Kailua-Kona laufen. Die Stimmung am letzten Stück vom Queen K war der Wahnsinn, und dann die letzte Meile werde ich nie vergessen. Es waren soviele Leute. Alle schreien und jubeln. Von alle Seiten ruften die Leute meinen Namen und „Girl you’re looking good!“, „almost there!“ und ich freute und freute und freute mich einfach nur.

 

Die Finishline

Am Alii Drive ging es nochmal richtig ab, von allen Seiten, auch Athleten die mit ihren Rädern schon nach Hause fuhren. Es war einfach nur der Wahnsinn. Ich schnappte mir die Fahne, die mir meine Mama von zu Hause mitgebracht hat, wo ein Teil meiner Verwandten darauf unterschrieben hat und brachte das Ding nach Hause. Alle hielten mir die Hände hin zum einklatschen, ich freute mich so unendlich viel, ich blieb noch in der Finishline stehen und genoss den Moment. Mir ging nur durch den Kopf: „Ich habs geschafft. Ich habs geschafft. Es ist vorbei.“. Ich war einfach nur glücklich. Die Medaille ist wunderschön, das T-Shirt ist spitze und eine Kappe habe ich auch noch bekommen.

Ich war etwas überfordert mit der Situation. Deshalb ging ich 5x hin und her und war mir nicht sicher ob ich zuerst mein Team suchen soll, oder mich zuerst duschen soll. Ich entschied mich für Zweiteres, und es war eine Erleichterung. Und dann war der Empfang von Mama, Martin, Marina, Christoph, Alfi und Chris umso schöner.

Das Rennen selbst war das härteste Rennen das ich je bestritten hab. Ich war bei einem Wettbewerb mental noch nie so sehr am Boden. Aber umso wichtiger ist, dass ich den Weg wieder aus diesem Tief gefunden habe. Das hat mir wieder einen noch tieferen Einblick in die mentale Stärke von meinem Kopf gegeben. Meiner Meinung nach war das eine sportliche und mentale Höchstleistung, und ich kann sagen, dass ich wirklich stolz auf mich bin.

Das alles hätte ich nicht geschafft, wenn mir nicht soviele Leute soviele Positive Gedanken zugesendet haben. Von zu Hause. Von den USA. Von Leuten die ich gar nicht kenne. Ich freue mich so sehr über jede einzelne Nachricht. Also ein riesengroßes DANKESCHÖN an alle, fühlt euch persönlich angesprochen 🙂

 

Zahlen und Fakten

In einer Zeit von 14:39:54 Stunden konnte ich die Weltmeisterschaft beenden. Damit wurde ich in meiner Altersklasse 29./31, von den Frauen 529./662 und insgesamt 1941./2367. Für eine Weltmeisterschaft ist das voll okay :).

In diesem Sinne: ALOHA und bis bald :)”